Vier Regionen, zwei Stürze und über 13 Stunden auf dem Rad: Fahrrad Marathon #2

By andi, 8 August, 2021

Von Bonn ins schöne Ostwestfalen radeln stand am Samstag auf dem Programm: 230 km und 2560 hm. Los ging es um 7:15 h mit leichtem Gepäck: Ein Packsack auf dem Gepäckträger, Lenkertasche und Rucksack.

Wie packen?

Da ich nur einen Tag unterwegs war, brauchte ich nicht viel: Kleidung, Essen und meinen Laptop (zum Arbeiten). Das meiste passte sehr bequem in meine alt-ehrwürdige Klickfix Lenkertasche (ca 18 Jahre alt) und den 22 l Packsack auf den Gepäckträger. Im Rucksack befand sich vor allem mein Laptop, Müsliriegel, Bananen und Regenkleidung.

Bisher bin ich immer mit (Ortlieb) Packtaschen gefahren. Laut Alee von CyclingAbout kann der größere Luftwiderstand bis zu 8% der Reisezeit ausmachen. Die wollte ich mir sparen. Zu dem Ergebnis kommt er jedenfalls unter relativ optimalen Bedingungen und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 30 km/h. Auf Solo-Touren liegt die Geschwindigkeit oft eher um die 20 km/h, sodass der Effekt kleiner wird. Trotzdem ein Grund es auszuprobieren.

Alee stellt auch in Frage wie wichtig das Gewicht des Gepäcks ist. Laut seinen Messungen ist das Gewicht auf flachen Strecken ein kaum relevanter Faktor und auf bergigen Strecken ein sehr viel kleinerer als gedacht

Ohne es selber gemessen zu haben, bin ich schon überrascht von den Ergebnissen. Ich hatte ca. 8-10 kg Gepäck dabei und fühlte mich sehr viel träger als ohne. Ich war tatsächlich auch sehr viel langsamer als auf meinem ersten Rad-Marathon, aber das kann viele Gründe haben (fehlender Windschatten, Tagesform, Müßigkeit wegen Alleine-Fahrens,...). Das Fahrgefühl ist jedenfalls sehr viel weniger agil. Was davon jedoch messbare Physik ist, kann ich nicht sagen.

Holpriger Start/Fall in Nachbars Garten

Das Gepäck überraschte mich auch als ich beim Losfahren in die Klickpedale finden wollte: Es ist einfach schwieriger ein moderat bepacktes Rad anzufahren als ein nicht bepacktes. Anstatt noch einige Sekunden zu balancieren, passiert etwas anderes: Man fällt in Nachbars Garten. Irgendwas landete dabei auf meinem linken Knie, was ich noch den ganzen Tag über merkte.

Nunja, jedenfalls schnell los dann, bevor mich noch jemand dort liegen sieht. Nicht, dass das schlimm gewesen wäre, aber ein bisschen unangenehm wäre es mir schon gewesen.

Los ging es also in Richtung Oberbergisches. Ich hatte mir die Route in 5 Abschnitte eingeteilt:

  1. Bis Panarbora bei Waldbröl

  2. Biggesee

  3. Hennesee (bei Meschede)

  4. Paulinenquelle bei Marsberg bis Ende

Bundesstraßen, Eisenbahn, Boxenstopp und Hiltermauer

Bis Waldbröl führte die Strecke teils über Hauptstraßen und teils über (schlammige) Waldwege, schön abwechslungsreich. In Waldbröl wunderte mich die Wegeführung etwas: Oberhalb vom Ort führte der Weg wie auf einer Mauer entlang, ohne das erkennbar war, warum diese dort stand. „Das nennen se Hitlermauer“ erzählte ein anderer Radfahrer seinem Kumpanen.

Hinter dem Biggesee gab es nochmal einen (schönen) Abschnitt über Waldwege. Als dort eine Wasserrinne den Weg teilte und ich feststellte, dass ich auf der immer schmaler werdenden Seite fuhr, war es schon zu spät. Der zweite Fall. Diesmal ist wirklich nichts passiert außer etwas Matsch an den Klamotten, also aufstehen und weiter.

Belohnt wurde ich bis Eslohe mit einer stillgelegten Bahntrasse, die nun als 1a Radweg dient. Inklusive alter Loks und Wagons und dem 700 m langen Fledermaustunnel. Kurz danach kehrte ich in Bremke im Imbiss „Boxenstopp“ ein und gönnte mir eine Currywurst Pommes. Die war echt gut, allerdings nur bis ich wieder auf dem Rad saß. Dann bereute ich den „Snack“ noch sehr lange, denn Sportlernahrung ist das nicht.

Kurz vor Brilon, als sich der Nachmittag schon seinem Ende näherte und immernoch ca 70 km vor mir lagen, setzte mir nicht nur der Fettklumpen im Bauch zu, sondern auch die vielen Autos. Die Strecke führte nun über weite Teile direkt an viel befahrenen Straßen, z.T. Bundesstraßen entlang. Zwar auf einem separaten Weg und nicht direkt auf der Straße, jedoch macht der viele Verkehr auf Dauer echt müde. Da fahre ich lieber ein paar mehr Berge hoch, anstatt den ganzen Tag an Hauptverkehrsstraßen entlang. Jedenfalls dachte ich kurz ans aufgeben und daran in den Zug zu steigen. Von Brilon aus hätte die Zugfahrt noch 2:20 h gedauert, was mir dann aber doch viel zu lang vor kam.

Ich bin dann lieber auf Feldwege abgebogen, die mir noch so manche Aussicht bereiteten. Langsam merkte ich die Kilometer in den Beinen zwar, die abwechslungsreiche Strecke hat mich aber nochmal motiviert. In Marsberg, was schon sehr nah an Ostwestfalen liegt, wollte ich eigentlich an der Paulinenquelle vorbei fahren. Obwohl es nur ca 200 m extra bergauf gewesen wären, schenkte ich mir den Ausflug. Irgendwann wird es ja auch dunkel.

In Scherfede war ich dann tatsächlich in Ostwestfalen angekommen und die letzten 30 km sollten nun auch noch machbar sein. Autos fahren in der Region scheinbar Samstags-abends nicht mehr, jedenfalls verging viel Zeit ohne, dass ich ein einziges sah. Das machte die „Zieleinfahrt“ umso angenehmer.

Um 20:30 h kam ich dann endlich an.

Fazit

Strecke: Genauso würde ich die Strecke auf keinen Fall nochmal fahren. Zumindest für die Hauptverkehrsstraßen bräuchte es Ausweichmöglichkeiten. Ob die Strecke dann überhaupt noch an einem Tag fahrbar wäre, weiß ich nicht. Länger werden dürfte sie meiner Meinung nach jedenfalls nicht…davon abgesehen gab es sehr schöne Abschnitte. Am schönsten war es tatsächlich in Ostwestfalen, weil es dort nur durch kleine Dörfer ohne Verkehr ging.

Verpflegung: Außer der Curryuwurst Pommes, die ich dann ja noch bereut habe, habe ich unterwegs nur Bananen und Müsliriegel gegessen. Am Morgen ein reichhaltiges Müsli und abends noch eine warme Mahlzeit. Der Hunger kam dann eher am nächsten Tag. Wenn der Körper dran gewöhnt ist, kann er schon eine erstaunliche Vorratshaltung betreiben.

Spätestens auf dem letzten Drittel von solchen Touren frage ich mich dann schon immer auch, warum ich das eigentlich tue. Es ist einfach eine ziemliche Plackerei und ich gehe dann auch ein Stück über meine Grenzen hinaus. Vielleicht muss man einfach ein bisschen bekloppt sein, jedenfalls kann ich mir kaum etwas besseres vorstellen als den ganzen Tag Fahrrad zu fahren – auch (oder gerade) auf so anspruchsvollen Touren.

Zur Route auf komoot (leider hat komoot zwischendurch nicht mehr aufgezeichnet, die Strecke ist jedoch die, die ich gefahren bin, lediglich die Zeiten und Höhenmeter stimmen nicht): https://www.komoot.de/tour/445834496

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Anonymous (not verified)

2 years 1 month ago

Hahaaaaa ... genau das frage ich mich ständig ... "bekloppt? Warum tue ich das?" ... Aber man vergisst so schnell und ruck zuck ist frau wieder irgendwo angemeldet ...

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lumacagabi.com