Rad-Marathon #1: Westerwald und Bergisches Land | Bundes-Radsport-Treff 2021

By andi, 26 July, 2021

Warum sollte man 207 km quer durch den Westerwald und das Bergische Land fahren? Wo es kaum flache Passagen gibt, selbst wenn man sie mit der Lupe sucht? Weil man es kann? Vielleicht! Und ob man es kann, weiß man ja erst wenn man es ausprobiert hat.

Vorgeschichte

Nach meinem Fahrradurlaub Anfang Juli wollte ich gar nicht wieder runter vom Sattel. Noch bevor ich fragen konnte, hat mir Raphael vom Radmarathon in Siegburg erzählt und gefragt ob ich nicht mitkommen möchte. 207 km und 2760 hm klangen in meinen Ohren ziemlich verrückt viel für einen Tag. Aber wenn etwas meine Gier nach Kilometern hätte stillen können, dann doch bestimmt das: Ein Fahrrad-Marathon.

Kurz darauf die Absage. Raphael war erkältet und Wunderheilung in 3 Tagen nicht in Sicht. Alleine wollte ich die Unternehmung nicht wagen. Am Abend vor dem Termin: Die Wunderheilung war erfolgreich, lass uns fahren. Ok, ok noch 9 Stunden bis zum Start, die Vorbereitung wird knackig. Also schnell ab ins Bett...

Der Marathon

Los ging es um 6:30 am Anno Gymnasium in Siegburg. Was für eine Zeit! Genau genommen ist das aber sehr schlau: An einem Sonntag sind erstmal kaum Autos unterwegs und es ist schön kühl. Außerdem besteht dann nicht die Gefahr, spät in den Abend hinein zu fahren. Ich habe mal grob mit 12h unterwegs sein kalkuliert an dem Tag, also bis 18:30 wieder am Anno Gymnasium.

Es starteten alle ca 70 Fahrende zusammen, doch schon schnell hat sich das Feld auseinander gezogen. Bloß nicht zu schnell fahren war die wichtigste Regel, die ich mir eingebleut habe. Raphael macht zu Beginn ordentlich Tempo und schließt zu vorderen Gruppen auf. Es ist flach und im Windschatten kam ich ganz gut mit. 

Sobald die ersten Anstiege kamen, bin ich mit dem Tempo runter gegangen und habe Raphael fahren lassen. Wir sollten uns erst spät am Abend auf ein Bier in Bonn wieder getroffen.

Die erste Versorgungsstation ("Kontrolle" genannt weil man dort seine Kontrollkarte abstempeln lässt) kam schon nach knapp 25 km: Wasser auffüllen und ablassen, kurz Füße vertreten und eine halbe Banane essen, weiter gehts.

Weiter ging es mit einer kleinen Gruppe. An einem Kreisverkehr sind wir leider falsch abgebogen (die Ausschilderung der Strecke war nicht immer ganz eindeutig), kurz danach kamen uns andere Fahrende entgegen. Wir sind im Kreis gefahren! Große Konfusion und vor allem frage ich mich, wo und wie wir verhindern, dass uns das nicht nochmal passiert. Bei noch über 170 km ist das etwas ungünstig. Also Navi raus und ab und zu mal drauf geschaut, das hat sehr geholfen.

Die Strecke führte über kleine Wirtschaftswege und ist landschaftlich wunderschön. Viele Ecken, die ich bisher noch nicht kannte. Bis zur Mittagspause ging es mit nur kurzen Pausen in gutem Rhythmus weiter. Die warme Mahlzeit in der Mittagspause (Schnitzel und Nudeln) habe ich ausgelassen, sonst wäre das eine sehr lange Pause für mich geworden. Ich gab mich mit einem alkoholfreien Bier und etwas längerer Pause als bisher zufrieden. Ziel war es immerhin die Strecke mehr oder weniger in eins durch zu fahren, ohne zwischendurch zu sehr aus dem Rhythmus zu kommen.

Keine Ahnung wie die Menschen mit Schnitzel und Nudeln im Bauch den direkt folgenden Anstieg geschafft haben, aber es ging direkt steil und relativ lang bergauf. Erwähnenswert wären eigentlich eher die flachen Passagen, davon gab es nur wenige, z.B. an der Sieg entlang. Der normale Modus war: Rauf und runter. Mal länger, mal kürzer, mal ne steile Rampe, mal etwas weniger steil.

Circa 60 km vor Ende wurden langsam die Beine schwer. Immerhin kam das Ziel in Reichweite. Seit unserer Extra-Schleife ziemlich am Anfang bin ich kaum in der Gruppe gefahren, konnte also auch keinen Windschatten genießen. Im letzten Drittel holten mich dann wieder einige Fahrende ein, an die ich mich dran hängen konnte. Irgendwann haben die auf jemanden gewartet und ich war wieder weitestgehend allein. Immerhin ist es dann einfacher den eigenen Rhythmus zu halten.

Auf den letzten 30 km wurde es dann nochmal sehr knackig: Viele steile Anstiege, ein längerer Abschnitt viel befahrene Straße und kurz vor dem Ziel ein ziemlich fetter Regenschauer. Irgenwie bin ich dann auch noch leicht von der Strecke abgekommen, was aber kein großer Umweg war. Um ca 16:45 war ich dann im Ziel.

Training

Da alles recht spontan geplant war, habe ich relativ wenig gezielt für den Marathon trainiert. In den drei Wochen vor dem Marathon bin ich grob geschätzt etwa 1.000 km gefahren mit etwa doppelt so vielen Höhenmetern wie der Marathon. Dabei bin ich immer wieder an meine Leistungsgrenze gefahren, während dem Urlaub weniger, aber auf den Touren danach etwas mehr. Wenn es einem Spaß macht sich am Berg zu verausgaben und und man eine ganz gute Grundkondition hat, ist das also kein Hexenwerk. Zumindest wenn man keine Rekordzeit fahren will und sich die Strecke gut einteilt.

Und so

Für mich war das die erste organisierte Fahrt überhaupt und ich bin schon sehr begeistert von der Infrastruktur. Es ist super praktisch sich nicht um Verpflegung kümmern zu müssen und am Ziel auch noch ein warmes Essen zu bekommen. Die Route wäre ohne Navi an einigen Stellen etwas schwierig zu finden gewesen. Ich vermute, das die Organisierenden kurzfristig noch die Strecke anpassen mussten.

Gefahren bin ich natürlich mit meinem geliebten Koga Miyata, etwas umgebaut auf Racing: Mit Klickpedalen, Reifen ohne Profil, und ein paar Gramm gespart durch Abschrauben der Gepäckträger und Schutzbleche.

Hier gehts zu meinem Komoot-Track: https://www.komoot.de/tour/431739942?share_token=aLzkgMucD4tGtca5LomyDV… (Der komoot track setzt manchmal für ein paar Minuten aus, bzw ist eine gerade Linie, das liegt daran das komoot bei mir häufig abstürzt und es dann etwas dauert bis die Aufzeichnung wieder läuft)

Image
komoot Strecke, screenshot vom embed link

Hier gehts zum Track mit den Kontrollpunkten: https://www.alltrails.com/de/explore/map/so-marathon-9565f1c

Organisiert wurde das Ganze vom Radsportbezirk Köln-Bonn, die dieses Jahr den Bundes-Radsport-Treff organisieren: https://www.brt2021.de

Mal schauen wann es die Fortsetzug gibt!

P.S.: Übrigens fahre ich seit Jahr und Tag ohne Polster und auch Zinksalbe braucht ich noch nie (dringend). Ein Brooks Sattel reicht völlig, meiner ist jetzt auch Marathon-zertifiziert.

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